Ich habe andere Orte wie Sipadan gesehen - vor 45 Jahren.
Jetzt haben wir wieder ein unberührtes Stück Natur gefunden.

Jaques Yves Cousteau,
nach seinen Tauchgängen bei Sipadan Island


Mai 2009 - mein Tauchfreund Milo und ich starten zu einer für uns lange Zeit geplanten Tauchexkursion und Erkundungstour nach Borneo Malaysia. Ziel ist die Insel Sipadan in der südlichen Celebessee. Ein Traum geht zugleich damit in Erfüllung.
Sipadan zählt noch heute zu einer der Weltweit besten Tauchdestinationen. Die örtlichen Bedingungen und eine unglaubliche Artenvielfalt sprechen noch immer für sich.
Vom thailändischen Krabi geht es per Flieger nach Kuala Lumpur und weiter nach Tawau.
Mit dem Taxi sind es dann von hier aus noch eine Stunde Fahrzeit, bis wir den Ausgangspunkt für unsere Tauchtrips, den kleinen Ort Semporna erreichen.
Im Ort findet man mehrere Unterkunftsmöglichkeite, um von hier aus seine Aktivtäten starten zu können.
Wir haben uns zunächst für das Dragon In entschieden, eine rustikale, auf Stelzen ins Meer gebaute Anlage.
Sehr empfehlenswert ist jedoch das Sipadan In, mitten im Ortskern gelegen. Ein sehr gepflegtes Hotel, mit Klimaanlage und allem was das Herz begehrt. Sauberkeit steht hier an erster Stelle.
Viele Besucher von Sipadan nutzen auch die Unterkünfte auf den Inseln Mabul und Kapalei, um von hier aus ihre Touren nach Sipadan zu starten. Die Unterkünfte, zumindest auf Mabul sind allerdings teilweise etwas gewöhnungsbedürftig hinsichtlich Sauberkeit und Ausstattung, was auch wir im Laufe unseres Aufenthaltes auf Mabul erfahren sollten. Oftmals sind Tauchgänge rund um Kapalei und Mabul die "Eintrittskarte" zum Tauchparadies Sipadan und werden als Kombipaket auch nur so verkauft.
In Semporna gibt es einige ansässige Tauchbasen, die Tauchausfahrten nach Sipadan anbieten. Hier muss man nach dem Besten und Seriösesten schauen. Wir haben uns im Laufe unseres Aufenthaltes für Blue Sea Divers, Sipadan Scuba und Uncle Chang entschieden, wobei auch hier klare Unterschiede in Angebot, Kundenumgang und Preis - Leistungsverhältnis feststellbar waren.
Ja - das Tauchen ist auch hier auf Borneo zum knallharten Geschäft und zum Konkurenzkampf unter den Tauchgeschäften expandiert.
Für uns stand in erster Linie unser Ziel im Vorgergrund - Tauchen auf Sipadan und das so oft wie möglich. Die Taucheranzahl ist seit einiger Zeit auf 120 Personen pro Tag. limitiert.
Vor ein paar Jahren war das wohl noch etwas anders, da gab es auch jede Menge Resorts auf Sipadan selbst. Irgendwann hat die malayische Regierung den Riegel vorgeschoben, die Insel geschlossen und die Anzahl der Taucher, die jetzt nur noch zum Tauchen von Mabul, Kapalei oder Semporna nach Sipadan kommen dürfen begrenzt. Alle Resorts auf Sipadan mussten abgebaut und die Insel wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.
Offenbar haben die Island und auch die Divespots unter dem Tourismus gelitten und so hat man sich berechtigterweise für den Schutz und Erhalt ausgesprochen. Eine kluge und richtige Entscheidung, wie wir meinen.
Heute gibt es nur noch einen Toilettentrakt, sowie zwei Gebäude für das ansässige Militär und einige Ranger vor Ort. Von Tauchern darf die Insel nur noch in einem begrenzten Areal in den Oberflächenpausen betreten werden.
Für uns geht es schon zwei Tage nach unserer Ankunft in Semporna das erste Mal nach Sipadan. Wir haben auch Glück und bekommen soviel Permits, dass wir insgesamt 6 Tage dort tauchen können - 18 Tauchgänge. Den Rest verbringen wir an den Riffen von Kapalei, Mabul und dem Außenposten Mataking.
Mit dem Speetboot und bis zu 2 mal 200 PS Motorleistung erreichen wir Sipadan in etwa 50-60 Minuten.
Auf der Insel selbst machen wir uns mit den Tauchplätzen vertraut und dann ist es endlich soweit ... .
Stahlblaues Wasser umgiebt uns, als wir am Barakuda Point das erste Mal in die Unterwasserwelt von Sipadan eintauchen. Die Sicht ist gigantisch - es werden wohl mehr als 50m sein. Wir sind mitten drinn in einer riesigen Schule von Jacks. Hunderte von Tieren umkreisen uns und verdunkeln förmlich das Licht von der Oberfläche. Die Srömung, die uns zum eigentlichen Point treibt ist recht heftig.

Nachdem wir über das Riffdach zum Drop Off gelangt sind verschlägt es uns den Atem. Wir wissen, dass hier die Steilwand direkt in mehr als 600m Tiefe abfällt. Ohne jede Anstrengung stehen mehrere Riffhaie in der Strömung - Weissspitzen- und Graue Riffhaie. Ein sagenhaft schöner Anblick.
Haie begegnen uns bei allen unseren Tauchgängen rund um Sipadan. Am Ende des Barakuda Points, wo sich an der Spitze ein Kanal gebildet hat, finden wir vor allem Weissspitzen Riffhaie, die ruhender Weise auf dem sandigen Grund der Riffdachs verbringen. Wir wissen, dass sie keine Schwimmblase besitzen und somit in Ruhe auf den Grund absinken.

Dennoch ist es gar nicht so einfach an die Tiere heran zu kommen. Die Scheu aller Haie ist doch sehr gross. Von Sipadan war uns bekannt, dass es auch hier grosse Hammerhaischulen, ähnlich wie auf den Cocos Islands oder den Galapagos Islands geben soll. Leider hatten wir keine Begegnung mit diesen Tieren. Vielleicht liegt es daran, dass die Hammerhaie meist sehr tief unterwegs sind oder, dass einfach auch Glück dazu gehört ihnen zu begegnen. Nunja vielleicht das nächste Mal. Eine Haiart haben wir aber dennoch angetroffen, für die es auch ein wenig Glück bedarf - doch dazú später. Barakuda Point hat seinen Namen nicht zu Unrecht. Hunderte, wenn nicht tausende Barakudas sind hier in grossen Schulen anzutreffen. Ähnlich den Jacks ist es ein Atemberaubendes Gefühl inmitten eines solchen Schwarms zu tauchen. Und ... wenn sich die Tiere dann formieren, um einen Zirkel um die Taucher aufzubauen, dann ist doch das Glück perfekt.

Auch an anderen Tauchplätzen treffen wir vereinzelt Barakudas, doch scheint der gleichnamige Point so etwas, wie ein Garant dafür zu sein derartig grossen Gruppen zu begegnen.



Sipadan ist bekannt, als der Platz für Meeresschildkröten. Immer wieder begegnet man den Tieren und das Vorkommen scheint gigantisch zu sein. Wir haben schon bei einem einzigen Tauchgang weit über 50 Tiere zählen können.
Wie wir erfahren kommen fast jede Nach trächtige Weibschen zu den Ufern, um ihre Eier abzulegen, die dann von Rangern ausgegraben und künstlich ausgebrühtet werden.
Somit hat man natürlich die Bestände unter Kontrolle und den Nachwuchs gesichert. Für uns Besucher ist dies allerdings nicht zu beobachten - Sipadan ist in der Nacht für alle Besucher geschlossen und es ist untersagt bis auf eine Ausnahme einzelne Strandabschnitte zu betreten.
Mitunter sehen wir Tiere mit deutlichen Bisswunden. Grössere Haie dürften wohl dafür verantwortlich sein. Nicht zu vergessen ist, das Schildkröten z.Bsp. ganz oben auf der Speiseliste von Tigerhaien stehen und die dürfte es auf Grund der exponierten Lage von Sipadan hier mit Sicherheit von Zeit zu Zeit, wenn nicht ständig geben.

Die Riffe von Sipadan sind auf Grund jahrenlanger Schutzmassnahmen als sehr intakt und gesund einzustufen. Die Dynamitfischerei, wie sie in Asien und auch in dieser Region noch immer praktiziert wird, konnte hier definitiv keinen Schaden anrichten.
Das Riffdach besteht zumeist aus Hartkorallen, an den Steilwänden sind auch wunderschöne Weichkorallen, Gorgonien und Schwämme zu finden, die wiederrum Verstecke und Behausungen für zahlreiche kleinere Meeresbewohner bilden.
Auch viele Anemonen, mit Anemonenfischen sind immer wieder zu sehen und erfreuen sich vor allem bei allen Unterwasserfotografen grosser Beliebtheit.

Bei unsen Tauchgängen rund um Sipadan war auch der Besuch der sogenannten Turtle Tomb vorgesehen. Dies ist eine Höhle, die in wesentlichen aus einigen Gängen, sowie zwei grösseren Kammern besteht.
Direkt im Anschluss an den Tauchplatz Drop Off erreichen wir in 18m Tiefe den Eingangsbereich. Hier befinden sich auch Warnschilder, die Taucher ohne Höhlenerfahrung bzw. ohne Zertifikat davor bewahren sollen diese Höhle zu betauchen. Es gab hier leider auch schon tötlich Unfälle, die wie alle Unfälle in Zusammenhang mit Höhlen, auf Fahrlässigkeit der Taucher selbst zurück zu führen waren.

Wir haben unser Höhlenequipment dabei und sind als zertifizierte Höhlentaucher auch gut vorbereitet für diese Art von Tauchgängen.
In dieser Höhle sind zahlreiche Skelette von Schildkröten zu finden. Die Theorie, dass sich die Tiere hierher zum Streben zurück ziehen, konnte sich nicht behaupten. Vielmehr ist es Tatsache, dass einige Schildkröten immer wieder in der Nacht versehentlich in die Höhle schwimmen, nicht wieder hinaus finden und als Oberflächenatmer ertrinken.
Neben den Schildkrötenskeletten sind noch das Skelett eines Delphins sowie eines Marlin in der Höhle zu finden. Beide Kadaver sind allerdings von Tauchern nach dem Auffinden am Ufer der Insel hierher verbracht worden.
Die Ausdehnung der Höhle beträgt ca. 300 - 400m und sie ist relativ einfach zu betauchen - eine Höhle im Intro Cave Bereich. Leinen müssen stets neu verlegt werden. Als Vorsichtsmassnahme werden keine Fixleinen installiert.
Wenn man die Turle Tomb betauchen möchte so ist es das Beste, wenn man zerifizierter Höhlentaucher ist. Meist wird zwar sowieso ein örtlicher Guide dabei sein, aber es ist schon von Vorteil, wenn man von dem was man tut auch etwas versteht. Es gibt Stellen in der Turtle Tomb, wo man ohne gute Tarierung sehr schnell eine Silt Out Situation und damit Sicht Null erreichen kann.

Charakteristisch für Sipadan Island ist eine weitere Tier- bzw. Fischart, wie sie wahrscheinlich in deren Vielzahl auch nur hier vorkommt. Sollten auf dem Riffdach laute, kräftige Fressgeräusche wahrnehmbar sein, so ist höchstwahrscheinlich eine grössere Gruppe Büffelkopf Papageifische gerade unterwegs. Diese Fische ernähren sich von lebenden Korallen und erreichen mit ihrem Fressverhalten ganz schnell ein Gewicht von bis zu 100kg. Die Grösse der Fische sprich dabei ebenfalls für sich. Es ist gut zu wissen, dass das Vorkommen hier auf Sipadan so gross ist, da diese Tiere auch nahezu vom Aussterben betroffen sind.

Wir sind diesen Fischen mehrfach begegnet und waren fasziniert über deren Gruppenverhalten und Eleganz. Beeindruckend.
Es gibt Tauchtage, die halten ab und an das ganz Besondere bereit. Auch wenn die Artenvielfalt von Sipadan schon sehr vielsprechend und beeindruckend ist und man Tieren begegnet, wofür man an anderen Orten dieser Welt sehr viel Glück benötigt, so gibt es auch hier rund um die Insel noch Begegnungen die nicht alltäglich sind.
Wir sind unterwegs am Tauchspot Hanging Garden, als ich über mir meinen Tauchfreund Milo laut unter Wasser schreien höre. Gebannt schaue ich auf und da kommt er ... der grösste aller Fische - eine Walhai. Auch wenn es wie meist nur ein "Kleiner" ist, so hat er aber auch mindestens seine stolzen 6m Körperlänge.
Geduldig lässt er sich fotografieren, kommt nahe genug heran, ohne jede Scheu und dreht sich sogar um die eigene Körperachse, ganz so nach dem Motto "Schaut da bin ich - bin ich nicht ein schmuckes Kerlchen".
Alle jubeln natürlich nach dem Tauchgang und unser Videographer freut sich mit mir über die gelungenen Aufnahmen. Ein toller Tauchgang.
Auch im Leben eines Tauchlehrers in den Tropen, sind solche Begegnungen noch immer etwas besonderes :-). Und man sagt Begegnungen mit Walhaien sind immer ein Symbol des Glücks.
Neben den Grossfischen, die sich rund um Sipadan tummeln sollte man nicht die kleineren Lebensformen ausser Acht lassen. Übrigens - bis zu 4000 Arten an verschiedenen Fischen, Schnecken, Kopffüsslern und anderem Getier gibt es wohl um Sipadan.
Vor allem auf dem Riffdach, wo schon Schnorchler voll auf ihre Kosten kommen ist die Unterwasserwelt besonders übig und farbenfroh, auch was die Korallenvielfalt betrifft



Der Makrobereich, selbst wenn er beim tauchen um Sipadan vielleicht nicht das Hauptinteresse der Taucher wecken kann, ist sehr interessant. Vor allem gibt es immer wieder verschiedene, wunderschöne Nacktschnecken zu beobachten. Man muss allerdings schon sehr langsam die Riffwand abschwimmen und aufmerksam schauen, um so manche Kleinlebewesen zu entdecken.
Sehr viele Makroobjekte findet man um die Inseln Mabul, Kapalei oder auch die etwas entferntere Insel Mataking. Da man vielleicht nicht immer eine Permit zum tauchen auf Sipadan erhält ist dort ein guter Ausgleich zu den ansonsten spektakulären Tauchgängen von Sipadan zu finden.
Um Mabul herum sind auch solche Fischarten, wie der Krokodilskorpionsfisch zu finden, eine Art die ich nie zuvor gesehen habe.Bei den Inseln Mabul und Kapalei, gibt es ebenfalls ab und an Schildkröten zu sehen - der Weg nach Sipadan ist nicht zu weit, auch wenn die Anzahl der Tiere nicht so gross ist wie bei Sipadan.
Am Tauchspot Sunken City, der Insel Kapalei kann man mehrere alte Wracks von ausgedienten Fischerbooten betauchen. Sie sind ein ideales Versteck für verschiedene Fischarten. Beeindruckend sind an diesem Tauchplatz auch die ansässigen, kapitalen Zackenbarsche.
Alles in allem sind es auch die anderen Inseln nahe Sipadan wert betaucht zu werden.
Bei Mabul gibt es zudem noch eine ausgediente Oelplattform, ein Schrottplatz, wie ich zum Anfang meinte, der aber viele interessante Sachen zu bieten hat.
Oft starten Touren, wie bereits erwähnt von Mabul oder Kapalei aus bzw. haben viele Tauchbasen Sipadan nur im Zusammenhang mit Mabul oder Kapalei im Programm, so dass man ohnehin "gezwungen" ist bei den anderen Inseln zu tauchen. Ob dies fair ist oder nicht oder einfach nur der Geschäfte wegen so gehandhabt wird, mag sich jeder selber beantworten.
Etwas entfernter liegt die Insel Mataking, der Aussenposten sozusagen. Unser Bootsführer erzählt uns bei unserer Ausfahrt dorthin, dass es wohl von Mataking bis zur ersten Philippinen Insel noch etwa 10 Bootsminuten seien. Nicht ganz ungefährlich - dieses Gebiet ist bekannt für die Anwesendheit von Piraten, auch wenn das Miltär hier die Kontrolle über das Areal zu haben scheint.
Mein Freund Milo und ich sind uns einig, in der Zeit auf und um Sipadan, die wohl schönsten Tauchgänge bisher überhaupt erlebt zu haben.
Die Artenvielfalt und die Superbedingungen sind absolut beeindruckend und sprechen für sich.
Den Schritt, der malayischen Regierung die Insel zu säubern und von jeglichen Resorts zu befreien, die wohl der Insel nur geschadet haben begrüssen wir, auch wenn es jetzt nun nicht mehr so einfach ist um Sipadan tauchen zu können.
Bleibt zu hoffen, dass dies so bleibt und nicht die Profitgier Einzelner eines Tages wieder das Paradies Sipadan in Beschlag nehmen und mit Bungalowanlagen zupflastern wird. Die Folgen wären auf lange Sicht fatal.
Wir waren bestimmt nicht das letzte mal da - wir kommen wieder.

Oliver Marsel & Milo Duben

Besucht bei Interesse auch meine anderen Internetpräsentationen mit weiteren Informationen:

www.dive-adventure.com und http://techdiving-thailand.blogspot.com

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Ich bin professionell in Thailand im Tauchgeschäft, auf der Insel Ko Lanta, als Instruktor und Instruktor Trainer tätig. Wir, das Ko Lanta Diving Center bieten Euch eine breite Palette des Recreational- und Tech Divings an. Tauchen an Thailand's Westküste ist tauchen vom Feinsten.

Nährere Infos dazu unter: www.kolantadivingcenter.com und den oben benannten Webadressen!

Nice to meet you - in Thailand